„Bock auf Dialog?”

Liveaufnahme im Sommer 2023 mit: Thomas Bock, Dr. Sabine Schütze (v.li.), Marion Ryan und Gwen Schulz. An der Kamera: Marie-Lena Eissing, Chefin des Aufnahmestudios. Foto: Archiv/Hinrichs

Bock auf Dialog?” nennt sich die Vorlesungsreihe „Anthropologische Psychiatrie” von und mit Prof. Thomas Bock, die im Wesentlichen online zu verfolgen ist.

In diesem Semester lautet das Oberthema „Welt in der Krise – Herausforderung für die Seele“. Dazu Thomas Bock: „Es geht also um die Wechselwirkung zwischen äußerer Bedrohung und innerer Bedrohung – im Zusammenhang mit Umweltzerstörung, Kriegsfolgen und -gefahr, Einsamkeit und Rechtsruck / Spaltung der Gesellschaft.“ Die Bedeutung von „Krise“ habe sich geändert, sagt er: „Sie ist nicht mehr vorrangig subjektiv und individuell; sie kommt zunehmend von außen, Menschen-gemacht, und betrifft uns alle – mehr oder weniger. Wir müssen uns alle damit auseinandersetzen. Wir fühlen die reale Bedrohung dieser Welt durch Umweltzerstörung und Klima-Krise. Wir spüren, dass der Krieg näher rückt, denken an das unendliche Leid, das er für Zivilbevölkerung und Soldaten bringt. Wir verzweifeln an dem, was Menschen einander antun und wie wir alle zusammen unsere eigene Lebensgrundlage zerstören – in Krieg und Frieden ….”

„Angst um diese Welt – wahrnehmen oder verleugnen?“ war das Auftaktthema. Und die zu diskutierende Fragestellung lautete: „Klima-Katastrophe, Umweltzerstörung, Arten-Sterben – unsere Lebensgrundlagen sind zunehmend bedroht. Was bedeutet es, das (z.B. in Psychosen) ungeschützt wahrzunehmen? Welchen Preis zahlen wir fürs Verleugnen? … Schaffen wir es, Klima-Politik positiv als Beitrag für Lebensqualität und Sozialraum zu verstehen, anstatt sie negativ mit Verbot und Verzicht gleichzusetzen? Eine gigantische Herausforderung, erst recht in der momentanen Weltlage. Mischen wir uns ein? Machen wir die Angst um diese Welt zum Thema – auch in Therapien? Oder werden wir demnächst eine neue Angststörung erfinden und das Problem psychiatrisieren?“, so Prof. Thomas Bock weiter, der dies mit Annika Kruse, Fridays for Future Hamburg, und Jan Frehse, Psychologists for future Hamburg diskutierte. Trialogische Impulse kommen von Gwen Schulz und Marion Ryan.

In weiteren Gesprächsrunden, die bereits online abrufbar sind, ging es um: „Krieg, Flucht, Vertreibung – Vergessen wir die eigene Erfahrung?“ mit Dr. med. Areej Zindler und PD Dr. Ulrich Lamparter sowie um Einsamkeit (mit Nathalie Schnoor, Martin Gibson-Kunze). Es folgen noch: „Verrohung und Verachtung – Macht Hass krank?“ (14.1.) mit Dr. Samuel Thoma (Psychiater, Rüdersdorf), Heiner Scholing/Martin Rabe (Initiative „Beherzt“ gg. Völkische Nachbarn) sowie „Über die Brüchigkeit und Stärke des Menschen – „Schachnovelle“ von Stefan Zweig“ (4.2., mit Dr. Torsten Flögel und Verena Kammerer, Berlin). Die Reihe schließt wie immer mit einem trialogischen Austausch mit Gwen Schulz, Dr. Sabine Schütze, Marion Ryan (25.2.). 
 (rd)