Meisterwerke der
Outsider-Kunst

Günter Neupels fantastischer Bilderkosmos gibt dem Betrachter Rätsel auf und öffnet Türen für vielfältige Assoziationen.

Der Wuppertaler Neurochirurg Dr. Turhan Demirel besitzt mit über 700 Werken der Outsider Art –  Kunst von „Außenseitern” – die wohl größte Privatsammlung dieser Art in Deutschland. Ein einzigartiger Fundus, aus dem der Sammler jetzt eine Sonderausstellung zum 15-jährigen Bestehen des Hans-Ralfs-Haus für Kunst und Kultur der AMEOS Einrichtungen in Neustadt/Holstein bestückt, die am 19. August eröffnet wird. Zu sehen sind auch Werke solcher Künstler, deren Biographie Demirel im Rahmen seiner EPPENDORFER-Serie „Outsider” vorstellte. So wie die von Günter Neupel. 

Über ihn schreibt Demirel in der aktuellen Ausgabe 4/2018: Der begabte Autodidakt und Psychiatrie-Erfahrene wurde am 1. September 1958 in München geboren. Nach dem Abitur und einer Berufsschule für Elektriker begann er Physik zu studieren. Eine psychische Erkrankung 1980, die einen klinischen Aufenthalt im Max-Planck-Institut in München erforderlich machte, zwang ihn sein Studium abzubrechen. In der Klinik begann er mit 22 Jahren aus primärem Antrieb zu zeichnen. In der Folgezeit eignete er sich mit unverbildeter Herangehensweise verschiedene Techniken an und entwickelte seine unverkennbare Zeichensprache.

Der sensible und zurückhaltende Künstler arbeitet eigenständig und selbstbestimmt, vorrangig mit Tusche, Aquarell und Mischtechnik auf Papier. Für Günter Neupel ist sein schöpferisches Tun, wie er selbst sagte, „oft ein Gebet, eine Meditation, eine Methode, die Stille zu erfahren.“ Neben seiner malerischen Tätigkeit schreibt Neupel auch Gedichte und Prosatexte. Auf den Bildern erscheinen archetypische Figuren, Formen und Muster (Gesichter, Köpfe, fantastische Tierwesen, darunter seltsame Vögel, Pflanzen, Bäume, Blumen, Kreuze und Spiralen). Neupels fantastischer und enigmatischer Bilderkosmos gibt dem Betrachter Rätsel auf, öffnet Türen für vielfältige Assoziations- und Interpretationsräume. Er selbst äußert sich dazu so: „Die Bilder erzählen Geschichten, die jeder selbst deuten kann. Ich will keine bewusste, keine bestimmte Botschaft vermitteln. Es genügt, wenn sich jemand an den Bildern erfreut.“ Günter Neupel hat sich durch zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen und eine Reihe von Auszeichnungen über Deutschlands Grenzen hinaus einen Namen gemacht. Er lebt und arbeitet in München.       

Der Begriff Outsider Art umfasst die Kunst von Menschen, die frei von akademischer Kunstausbildung sind und deren Werke aus einem inneren Ausdrucksbedürfnis heraus entstehen, heißt es zu Erklärung im Einladungstext zur aktuellen Ausstellung. Was diese Kunst auszeichnet, sei ihre einzigartige Authentizität, ihre Ursprünglichkeit und Unmittelbarkeit. Die Werke zeigten eindrucksvoll eine faszinierende Vielfalt an künstlerischer Kreativität, an Farben, Formen, Inhalten und handwerklichen Fertigkeiten. „Eine Kunst voller Einfallsreichtum, eine Kunst, die in vergangenen Zeiten selten den Weg in die Galerien oder Museen gefunden hat. Doch die Grenzen zwischen etablierter Kunst und Außenseiterkunst sind längst fließend. Einige dieser Werke sind heute Klassiker der zeitgenössischen Kunstgeschichte.”

Zum 15-jährigen Bestehen des Hans-Ralf-Hauses öffnet Turhan Demirel seine Schatzkammern und präsentiert 45 hochkarätige Werke von internationalen und nationalen Künstlerinnen und Künstlern, die er in den letzten 30 Jahren zusammengetragen hat. Meisterwerke von August Walla (Haus der Künstler, Gugging/Wien), Uwe Bender (Die Schlumper, Hamburg) und Friedrich Schröder-Sonnenstern (Berlin) sind auch mit dabei. Zur Eröffnung am Sonntag, 19. August, um 11.30 Uhr wird Dr. Turhan Demirel selbst mit einem Vortrag in die Sonderausstellung einführen.

Hans-Ralfs-Haus für Kunst und Kultur, Tel. 04561 611-4425, Fax 04561 611-4830, -Mail: kunst@ameos.de, AMEOS Einrichtungen, Wiesenhof, 23730 Neustadt, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9:00 – 16:00 Uhr, Freitag 9:00 – 14:30 Uhr und nach Vereinbarung.