Schizophrenie: Neue Hoffnung Cannabis 

BERLIN (hin). Die neue Hoffnung für Psychosekranke kommt aus der Natur. Eine  Substanz aus der Hanfpflanze, das Cannabidiol, kurz CBD, stärkt offenbar die körpereigene Abwehr gegen psychotisches Erleben. Im Rahmen einer kleinen Studie zeigte sich der pflanzliche Wirkstoff als ebenso wirksam, aber besser verträglich als das zugelassene Antipsychotikum, das die Kontrollgruppe erhielt. Vor einer Selbstbehandlung mit illegal erworbenem Cannabis wird wegen der unterschiedlichen Zusammensetzungen und Züchtungen und wegen des THC-Gehalts gewarnt. Unterdessen können Schmerzpatienten etwas aufatmen: Ab kommendem Jahr sollen sie Cannabis legal auf Kassenrezept erhalten. Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde jetzt auf den Weg gebracht. 

Cannabisgebrauch trägt das Risiko in sich, eine Psychoseentwicklung zu befördern. Doch die Pflanze selbst trägt auch ein natürliches Antirauschmittel in sich. In Deutschland forscht Prof. Markus Leweke vom   Zentralinstitut für Seelische Gesundheit  Mannheim seit längerem über den Nutzen cannabishaltiger Arzneien. Leweke testete CBD im Rahmen einer doppelblinden, randomisierten Studie mit rund 40 Patienten mit akuter Schizophrenie: 20 Patienten  bekamen CBD, die andere Hälfte erhielt Amisulprid. CBD erwies sich als ebenso gut wirksam – und besser verträglich als das Neuroleptikum, das Bewegungsstörungen und Gewichtszunahme hervorrufen und das Diabetesrisiko erhöhen kann, so das Forscherteam in einem Bericht in der Fachzeitschrift „Translational Psychiatry“ (2012 March 2(3): e94). Mehr Erkenntnisse erhofft sich die Fachwelt von einer laufenden europäischen Studie mit 150 Akutpatienten.

Schwerkranke Schmerzpatienten sollen spätestens im Frühjahr 2017 Cannabis ganz legal auf Kassenrezept bekommen können. Damit solle es schwer erkrankten Patienten ohne Therapiealternative ermöglicht werden, getrocknete Cannabisblüten und Cannabis- extrakte in kontrollierter Qualität auf ärztliche Verschreibung in Apotheken zu erhalten. Der Bedarf soll durch Import gedeckt werden, solange es keinen staatlich kontrollierten Anbau in Deutschland gibt. Dies setze eine Cannabisagentur voraus, erläuterte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Parallel zur Kostenerstattung soll eine Begleitforschung auf den Weg gebracht werden.
Bisher bekommen in Deutschland rund 5000 Patienten Cannabiswirkstoffe in Form von Tropfen oder Sprays. Das berichtete die „Welt“. Etwa 500 Kranke würden aufgrund von Sondergenehmigungen mit Cannabisblüten zum Rauchen versorgt. Dieser Bedarf wurde bisher mit Importen vor allem aus den Niederlanden gedeckt.

Der Hanfverband beharrt außerdem weiter auf eine Zulassung von Eigenanbau durch die Patienten. Nur so könne die große Sortenvielfalt des Hanfes von diesen optimal für ihre Krankheiten genutzt werden. Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. begrüßte den Entwurf. Cannabinoide seien vor allem für einzelne, ausgewählte Patienten hilfreich, bei denen die gebräuchlichen Schmerzmittel versagen, z.B. bei multipler Sklerose, einer Querschnittslähmung oder Nervenverletzung.