Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 1.990 Menschen an den Folgen des Konsums von Drogen gestorben. Wie der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), in Berlin mitteilte, war dies ein Anstieg um neun Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Er nannte die Bilanz „schockierend und alarmierend“ und forderte mehr niedrigschwellige Hilfen. Bei den Todesfällen infolge von Drogenkonsum waren Heroin und Langzeitfolgen nach seinen Angaben Hauptursachen. Deswegen gelte, je schneller eine Sucht behandelt werde, umso besser.
In Mecklenburg-Vorpommern sei die Zahl der Drogentoten deutlich gesunken. Die meisten Toten gab es laut Statistik in Nordrhein-Westfalen (703), Bayern (227) und Berlin (230). Im Saarland und in Niedersachsen sei die Zahl der Drogentoten gestiegen.
Bei den Drogentoten handelte es sich den Angaben zufolge in der überwiegenden Mehrheit um Männer (1.648). 342 Frauen erlagen den Folgen des Missbrauchs von Rauschmitteln. Das Durchschnittsalter der Todesopfer lag bei 40,6 Jahren.
Die Zahl der Todesopfer nach Drogenkonsum hat sich nach Angaben von Blienert seit 2012 mehr als verdoppelt. Damals wurden 944 Drogentote gezählt. Wegen unterschiedlicher Erfassungssysteme in den Ländern sei die Aussagekraft der Daten allerdings auch fehleranfällig, hieß es. (Eid)
Flächendeckende Verteilung von Naloxon gefordert
Der Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit & humane Drogenpolitik akzept e.V. reagierte auf die Zahlen mit der Forderung von konkreten Strategien zur Verhinderung von Drogentodesfällen. Der Verband schlug selbst konkret u.a. vor: Flächendeckende Verteilung von Naloxon als Nasenspray (Dieses Opioid-Antagonist könne die potenziell tödlichen Auswirkungen einer Opioid- Überdosierung verhindern), eine „Strukturreform für die opioidgestützte Substitutionsbehandlung mit niedrigschwelligeren Zugängen“, Drogenkonsumräume in allen Bundesländern, flächendeckende Substitutionsbehandlung in Gefängnissen und im Maßregelvollzug sowie verlässliche Finanzierung von Angeboten der Suchthilfe. (rd)