In Lüneburg wurde ein ganz besonderes Fahrtraining für BewohnerInnen des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) der Psychiatrischen Klinik initiiert: Sie sind wegen ihrer körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen nicht in der Lage, einen PKW-Führerschein zu machen. Trotzdem träumen viele von ihnen davon, einmal selbst am Steuer zu sitzen und das Fahren auszuprobieren.
Glücklich strahlend und erkennbar stolz steigt Hakan aus dem Fahrschulauto und schließt die Fahrertür hinter sich. Er hat gerade zum ersten Mal in seinem Leben am Steuer eines PKW gesessen und diesen mit Unterstützung von Fahrlehrer Falko Schütte über den Rundkurs auf den Sülzwiesen gelenkt. „Das hat Spaß gemacht“, da ist Hakan ganz einer Meinung mit Sandra und Markus. Die drei leben im Heilpädagogischen Zentrum (HPZ) der Psychiatrischen Klinik Lüneburg und sind dessen gewählte Bewohner:innen- Vertretung. Gemeinsam mit 27 weiteren Bewohnern und fünf Mitgliedern des HPZ-Teams nahmen sie an einem eigens für sie organisierten Fahrtraining teil.
Wegen ihrer körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen sind die HPZ-Bewohner nicht in der Lage, einen PKW-Führerschein zu machen. Die Möglichkeit, das Fahren einmal selbst auszuprobieren, hat alle begeistert. „Ich war aufgeregt“, erzählt Sandra. „Die erklären das gut. Ich bin gefahren, mit lenken und blinken – und rückwärts. Das war schön.“
„Mobilität zählt zu den Grundbedürfnissen jedes Menschen“
Möglich wurde das Erlebnis dank der Idee und Initiative von Daniel Buchholz, Heilerziehungspfleger und stellvertretende Hausleitung des HPZ. „Mobilität zählt zu den Grundbedürfnissen jedes Menschen, und ich freue mich so, dass das nach den ganzen Planungen und Vorbereitungen alles so gut klappt“, strahlt er. Die Hansestadt Lüneburg hatte eine Sondernutzungsregelung für die Sülzwiesen getroffen und Fa. Brockelt Haustechnik den Strom kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Für das besondere Fahrtraining ließ sich auch Falko Schütte begeistern, Inhaber der Lüneburger Fahrschule Jacko: „Mir fällt absolut kein Grund ein, das nicht zu unterstützen. Sie machen das gut, wir haben heute schon einige Talente entdeckt und es macht allen so viel Spaß.“ Gemeinsam mit Kollege Rolf Hicksch war er in zwei Fahrschulautos mit immer wechselnden Fahrerinnen und Fahrern auf dem Rundkurs unterwegs. Unter anderem galt es, eine Slalomstrecke zu meistern, an einer Ampel auf Grün zu warten, rückwärts einzuparken und vieles mehr. „Die Pylonen dafür hat uns die Lüneburger Außenstelle der Autobahn GmbH Niederlassung Nord geliehen“, so Schütte zur gelungenen Kooperation zugunsten des Fahrtrainings. Das Ende jeder Tour wurde von lautem Hupen begleitet. Und sofort standen die nächsten bereit, sich ans Steuer zu setzen.
Das HPZ möchte das Fahrtraining gerne zu einem regelmäßigen Angebot machen und auch andere Einrichtungen dazu einladen. Interessierte erreichen Daniel Buchholz telefonisch unter 04131 6016021. Fahrschulen, die das Training unterstützen möchten, können sich an Falko Schütte wenden (www.fahrschule-jacko.de). (rd/PM PKL)