„Der Fall Michael Perez – Verloren in der Psychiatrie” heißt ein Beitrag aus der Reihe
„betrifft“-Reportage, die am Mittwoch, 18. Juli, 21 Uhr, im SWR-Fernsehen ausgestrahlt wird und sich kritisch mit dem System der forensischen Psychiatrie auseinandersetzt. Der Beitrag zeige, „wie schnell es gehen kann, dass man in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wird, und wie langwierig – wenn überhaupt – wieder herauszukommen”, heißt es in der Ankündigung.
Geschildert wird der Fall Michael Perez, der seit dem 16.6.2015 unter verschärften Bedingungen in der Psychiatrie untergebracht ist. Komplett isoliert in einem sogenannten
Kriseninterventionsraum. 24 Stunden am Tag allein. „Keine Bücher, kein
Radio, kein Fernsehen. Nichts. Wenn er Glück hat, eine Stunde Hofgang – in
Hand- und Fußfesseln. Mittlerweile will Michael auch gar nicht mehr verlegt
werden. Er will sich dem System nicht mehr aussetzen, keine Psychopharmaka
mehr nehmen. Bei einer Gefängnisstrafe ist das Ende festgelegt. Aus der
forensischen Psychiatrie jedoch kommt man nur raus, wenn die Ärzte grünes
Licht geben. Vielleicht nie. Insgesamt zehn Jahre ist Michael nun schon
weggesperrt.”
Gründe für seinen Vollzugsaufenthalt: Ein langer, heftiger Nachbarschaftsstreit, zahlreiche Anzeigen. Er soll zugeschlagen haben. „Ein blaues Auge. Und einen ,spitzen
Gegenstand’ soll er in der Hand gehabt haben. Unterbringung nach § 63, Psychiatrie statt
Gefängnis“, so Gutachter und Richter.
Es dauert viele Jahre, bis er als Freigänger eingestuft wird, tagsüber im Straßenbau arbeiten darf, Hoffnung schöpft, von seinem Chef gelobt wird. In den Augen der Ärzte macht er Rückschritte. Alle Lockerungen werden gestrichen, er kommt zurück auf die „Geschlossene“,
rebelliert, wird mehrfach über Tage fixiert und kommt in eine Hochsicherheitseinrichtung.
Seine Schwester Bianka kämpft um ihn, legt sich mit Ämtern, Behörden, Ärzten und Politikern an. Fast zwei Jahre begleitet das Filmteam sie. Die Erkenntnis des Films von Thomas Diehl: Ein Fall wie der von Michael Perez könne immer wieder passieren. Und zwar fast jedem. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der forensischen Psychiatrie liegt in vielen Bundesländern bei fast zehn Jahren. Besonders gefährdet seien „Menschen, die eigensinnig sind, sich nicht gut unterordnen können, sich widersetzen.”