Der Fall Methadon und die
Kunst des Gedankenlesens

And the winner is … Für ihr Hörfunk-Feature „Der Fall Methadon“ über Methadon als mögliches Krebsmedikament  hat die Wissenschaftsjournalistin Martina Keller  den Journalistenpreis Neurologie 2018 der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in der  Kategorie „Elektronische Medien“ erhalten. Der Beitrag wurde in der Deutschlandfunk-Reihe „Wissenschaft im Brennpunkt“ ausgestrahlt und ist in der Mediathek verfügbar (https://www.deutschlandfunk.de/ueber-krebs-und-hoffnung-der-fall-methadon.740.de.html?dram:article_id=414968). Es geht um eine Zufallsentdeckung, die die Krebsmedizin elektrisierte: Krebspatienten, die mit dem Drogenersatz- und Schmerzmittel Methadon behandelt wurden, leben. Doch heißt das auch: Methadon heilt Krebs? Die Wissenschaftsjournalistin geht der Frage nach, inwieweit die Hoffnungen berechtigt sind und die Berichterstattung in den Medien unrealistische Erwartungen geschürt hat. „Martina Kellers Arbeit über Methadon als mögliches Krebsmedikament ist – im besten Sinne – ein Lehrstück“, urteilt Jurypräsident Hans-Christoph Diener. „Sie analysiert nicht nur, wie es wirklich um die Grundlagenforschung zur Methadon-Anwendung bei Hirntumoren bestellt ist, sondern zeigt auch, welche Auswirkungen die bisherige Berichterstattung auf sterbenskranke Menschen und ihre Hoffnungen auf Heilung hat.“

Der DGN-Journalistenpreis Neurologie 2018 im Bereich Wort ging an den „Die Zeit“-Redakteur Moritz Aisslinger, der den berühmten Neurowissenschaftler Niels Birbaumer bei seiner Arbeit mit vollständig gelähmten Menschen begleitete. „Acht Jahre, nachdem in einem italienischen Dorf eine Familie ins Unglück stürzte, tiefer und tiefer, je weiter die Zeit voranschritt, ist ein Mann auf dem Weg, ihr neue Hoffnung zu bringen.“ Mit diesen Worten nehme Moritz Aisslinger den Leser mit auf die Reise in das Gehirn eines vollständig gelähmten Patienten mit der neurologischen Erkrankung Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), um herauszufinden, wie es gelingen kann, die Gedanken eines Menschen zu „lesen“, dessen Geist nicht mehr in Kontakt zur Außenwelt treten kann“, heißt es in der Begründung für die Preisvergabe. Mit klaren Worten erläutere er in dem Text „Kann er Gedanken lesen?“ (s. https://www.zeit.de/2017/47/hirnforschung-niels-birbaumer-gedankenlesen-gelaehmte-patienten ), wie neurobiologische Signale – nichts anderes seien Gedanken – aufgezeichnet und als „ja“ oder „nein“ gedeutet werden könnten.  Der empathische Blick des Autors, der aus kleinen, scheinbar unwesentlichen Aspekten ein Stimmungsbild komponiere, mache erfahrbar, wie komplett Eingeschlossene und ihre Angehörigen denken und fühlen.