„Die psychotherapeutische Versorgung in Deutschland ist besser als vermutet.” So fasste Professor Dr. Johannes Kruse, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, die Ergebnisse der vom Innovationsfonds geförderten „ES-RiP“- Umfrage-Studie zusammen. Diese wurden im Rahmen einer Vorab-PK anlässlich des
Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie präsentiert, der vom 13.-15. März in Berlin tagt. Was die Wartezeit auf ein Erstgespräch betrifft, so belief sie sich bei 90 Prozent der Therapiesuchenden auf unter drei Monate. „Zwei Drittel bewerteten diese Spanne als kurz oder angemessen“, berichtet DGPM-Experte Kruse.Nur eine kleinere Gruppe (8,3 Prozent) scheiterte in dem Bemühen, einen Therapieplatz zu bekommen. Eine weitere Gruppe von circa 10 Prozent wartete länger als 3 Monate auf den Therapieplatz.
Für die bevölkerungsrepräsentative Stichprobe wurden 32 573 Personen telefonisch befragt, ob sie einen persönlichen Kontakt zu Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten in den Jahren 2012 bis 2020 gesucht haben, was ca. 2 200 Personen bejahten.
Die von den ihnen beschriebene Wartezeit sei kürzer als die anhand von Daten der BARMER ermittelte Wartezeit von 112 Tagen. „Das mag damit zusammenhängen, dass zwischen dem Erstkontakt und der Aufnahme der Richtlinienpsychotherapie eine Reihe von ärztlichen/psychologischen Leistungen erfolgte, die die Patientinnen und Patienten bereits der Psychotherapie zuordneten“, so Kruse.
Nur eine kleinere Gruppe (8,3 Prozent) scheiterte der Studie zufolge in dem Bemühen, einen Therapieplatz zu bekommen. Eine weitere Gruppe von circa 10 Prozent wartete länger als 3 Monate auf den Therapieplatz. Einerseits erklärten dies regionale Unterschiede, andererseits gebe es Risikogruppen, die in der psychotherapeutischen Versorgung unterrepräsentiert seien. Laut Daten der BARMER-Versicherung litten 62 Prozent der gesetzlich Versicherten mit psychischen Störungen gleichzeitig unter einer behandlungsbedürftigen chronischen körperlichen Erkrankung – Diese Gruppe fand besonders schlecht Zugang zu Psychotherapie.
Insgesamt nehmen pro Jahr mehr als 2,1 Millionen Menschen Kontakt zu einer oder einem der über 39 000 niedergelassenen ärztlichen und psychologischen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten auf. (hin)