„Leise und laut – solidarisch und proud“ – unter diesem Motto bewegte sich am Samstagnachmittag, 23. Juni, die fünfte „behindert und verrückt feiern“ Pride Parade in Berlin durch die Straßen von Neukölln und Kreuzberg. Mit der Demonstration protestierten Menschen mit Behinderungen und psychiatrischen Diagnosen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung. Zugleich wollen sie sich selbstbewusst und selbstbestimmt in der Öffentlichkeit zeigen.
Das Bündnis „behindert und verrückt feiern“ schrieb dazu: „Behinderte Menschen und Menschen mit psychiatrischen Diagnosen werden verunsichert und verängstigt. Sie sollen nicht in Frage stellen, dass die Gesellschaft ihnen schlechtere Lebensbedingungen zugesteht als den meisten anderen Menschen.“ Nach Schätzung des Bündnisses beteiligten sich etwa 1200 Menschen an der Demonstration.
Auf der Abschlusskundgebung am Kottbusser Tor bestimmten die Teilnehmenden die bayerische Staatsregierung zum Gewinner des Negativpreises „Glitzerkrücke“. Ein Entwurf der bayerischen Regierung für ein Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz hatte vorgesehen, die Anforderungen für zwangsweise Unterbringungen in der Psychiatrie stark zu reduzieren und eine zentrale Unterbringungsdatei anzulegen. Nominiert waren auch die AfD-Bundestagsfraktion und der Bezahldienst PayPal. Mehrere AfD-Abgeordnete hatten in einer parlamentarischen Anfrage im März nach einem Zusammenhang von Behinderungen, Verwandtenehen und Migrationshintergrund gefragt. PayPal hatte im Frühjahr eine Werbekampagne mit dem Motto „Verrückt? Nur wenn man nicht mit PayPal bezahlt“ gestartet.
Die erste „behindert und verrückt feiern“ Pride Parade fand 2013 statt. Seitdem wird die Demonstration von einem Bündnis aus behindertenpolitischen, psychiatriekritischen, queeren* und feministischen Gruppen und Einzelpersonen ausgerichtet.
Weitere Informationen unter https://pride-parade.de/