News immer
schneller vergänglich

Oft gehen die Informationen auf mehreren Kanälen gleichzeitig ein. Foto: pixabay

Gefühlt prasseln immer mehr Informationen immer schneller auf uns ein. Und das hat Folgen: Neuigkeiten werden scheinbar immer schneller vergänglich. Was gestern noch in aller Munde war, ist heute schon vergessen. Die Zeitspanne, in der die Gesellschaft ihre Aufmerksamkeit einem Thema widmet, wird immer kürzer.  Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der TU Berlin, dem dortigen Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und der Universität Kopenhagen in einer neuen Untersuchung zur  „sozialen Beschleunigung“.

Die Wissenschaftler haben erfasst, wie lange sich Trends oder Nachrichten auf Twitter oder Google hielten.  Sie analysierten dafür nicht nur Social-Media-Beiträge, sondern auch, wie lange Kinofilme, Bücher und andere kulturelle Erzeugnisse beliebt waren. Die Daten dazu stammen aus Büchern der letzten 100 Jahre, aus Kinokartenverkäufen der letzten 40 Jahre, aus wissenschaftlichen Publikationen der letzten 25 Jahre sowie von Twitter, Google Trends, Reddit und Wikipedia aus verschiedenen Zeitspannen der 2010er-Jahre. Besonders gut lässt sich die immer stärkere Verkürzung der Aufmerksamkeitsspanne anhand der sozialen Medienplattform Twitter erklären. Während 2013 ein Hashtag durchschnittlich 17,5 Stunden in der Top-50-Liste war, blieb er dort 2016 nur noch durchschnittlich 11,9 Stunden, teilte das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung weiter mit.

 „Unsere Daten zeigen, dass die Dauer, in der die Öffentlichkeit Interesse an einzelnen Themen und Inhalten zeigt, immer kürzer wird. Gleichzeitig springt das Interesse immer schneller von einem Thema zum nächsten“, sagt Philipp Lorenz-Spreen, Erstautor der Studie und Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Auch in der Offline-Welt lasse sich der Effekt beobachten. „Es scheint so, dass das Maß der Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft gleich bleibt, was sich jedoch verändert, ist, dass die Themen und Inhalte, die um diese Aufmerksamkeit konkurrieren, immer dichter verpackt werden. Das bedeutet, dass es tatsächlich immer schwieriger geworden ist, auf dem Laufenden zu bleiben”, sagt Sune Lehmann, Co-Autor und Professor an der Technical University of Denmark (DTU). Nur bei Wikipedia und bei wissenschaftlichen Publikationen zeige sich dieser Trend nicht. Das könnte daran liegen, dass hier eher mit Wissen statt mit Neuigkeiten gearbeitet wird, so die Vermutung.

Originalpublikation: Lorenz-Spreen, P., Mønsted, B., Hövel P., & Lehmann S. (2019). Accelerating Dynamics of Collective Attention. Nature Communications. https://doi.org/10.1038/s41467-019-09311-w