Yoga hilft, die psychische und physische Gesundheit von Menschen mit Demenz zu stärken, Mobilität und Selbstständigkeit zu fördern und das Unfallrisiko zu verringern. Das ist ein Ergebnis eines schleswig-holsteinischen Modellprojekts zum Thema Bewegung und Entspannung mit Yoga. Die Erfahrungen, Evaluationsergebnisse und Praxistipps sind in einer neuen Broschüre zusammengefasst. Sie soll als Inspiration für ähnliche Angebote in Schleswig-Holstein dienen. Ein begleitendes Plakat zeigt leicht umsetzbare Yogaübungen, die auch zu Hause durchgeführt werden können.
In dem von der Techniker Krankenkasse unterstützten Projekt erhielten Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen über zwölf Monate hinweg parallel stattfindende Yogastunden: Während die Betroffenen sanfte Bewegungen im Sitzen übten, konnten die Angehörigen auf der Matte Kraft und Ruhe finden. Diese besondere Struktur eröffnete beiden Gruppen eine Auszeit vom belastenden Alltag. Herausgegeben wurde die Projektdokumentation von den Projektträgern Unfallkasse Nord (UK Nord), Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein e.V. (LVGFSH), Alzheimer Gesellschaft Schleswig-Holstein e.V., Selbsthilfe Demenz, Landesverband (AGSH) und Kompetenzzentrum Demenz in Schleswig-Holstein (KDSH).
Stimmmung und Wohlbefinden bessern sich um ein bis zwei Stufen
Die Evaluation wurde vom Projektteam durchgeführt. Sie beruhte auf vier Säulen: Stimmungsabfragen mit Smileys zu Beginn und Ende jeder Stunde, Protokolle der Yogalehrenden, vierteljährliche Befragungen der Angehörigen sowie Interviews mit allen Beteiligten. Die Gruppengröße wurde auf sechs bis acht Personen begrenzt, um eine individuelle Begleitung zu gewährleisten.
Ergebnisse: Bei Menschen mit Demenz verbesserten sich Stimmung und Wohlbefinden durchgängig um ein bis zwei Stufen. Müdigkeit und Anspannung wichen erkennbarer Gelassenheit; Koordination und Aufmerksamkeit nahmen zu, teilweise auch die Sprachfähigkeit. Angehörige berichteten von besserem Schlaf, mehr Gelassenheit und spürbar weniger Schmerzen. Viele integrierten Atem- und Bewegungsübungen in ihren Alltag.
Warum eignet sich Yoga besonders für Menschen mit Demenz? Der Krankheitsverlauf ist oft von Ängsten, Unruhe und innerer Anspannung geprägt. Sanfte Yogaübungen schaffen einen Raum der Sicherheit, fördern Geborgenheit und laden ins „Hier und Jetzt“ ein. Gleichgewichtsübungen senken Unfallrisiken, Atemübungen stabilisieren das Herz-Kreislauf-System, und feste Rituale geben Orientierung. Ebenso bedeutsam sei das Gemeinschaftserlebnis: Begegnung in vertrauter Runde stärke das Wir-Gefühl und mindere Einsamkeit.
Yoga ist vor rund 3.500 Jahren in Indien entstanden. Hatha Yoga fand in den 1960er-Jahren den Weg nach Europa. Heute gilt es als anerkannte Präventionsmaßnahme der Krankenkassen. Für ältere Menschen eignen sich besonders Hatha Yoga, sanfte Yin-Yoga-Formen oder Sitz-Yoga. (rd)
Kostenloser Download der Materialien unter: https://www.demenz-sh.de/infoservice/downloads/

Yoga kann auch das Lebensgefühl von Menschen mit Demenz verbessern und gegen Symptome der Krankheit helfen. Foto: UK Nord