Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel rechnen aufgrund der Corona-Krise mit mehreren Millionen Euro an Verlusten. Der deutliche Mehraufwand sowie die absehbare Wirtschaftskrise machten sich bereits bemerkbar, erklärte der Bethel-Vorstandsvorsitzende Ulrich Pohl bei der Jahrespressekonferenz in Bielefeld. Genauere Prognosen seien zwar noch nicht möglich, die Corona-bedingten Verluste im aktuellen Jahr könnten jedoch zwischen fünf und 17 Millionen Euro liegen. Viele der zusätzlichen Maßnahmen, beispielsweise für die nötige Einhaltung der Abstandsregeln bei Transporten von behinderten Menschen, würden nicht refinanziert. Bethel stehe jedoch solide da, um die Krise meistern zu können.
Dank der engen und schnellen Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden habe in den vergangenen sechs Monaten der Schutz für die Hochrisikogruppe der Menschen mit Behinderungen maximal erhöht werden können, sagte Pohl. Ab dem 6. März sei in Bethel regelmäßig ein Corona-Arbeitsstab zusammengekommen.
An den Bethel-Krankenhäusern in Bielefeld und Berlin wurden laut Pohl die Kapazitäten für Intensivbetten mit Beatmungsgeräten hochgefahren sowie zwei ambulante Untersuchungs- und Testzentren eingerichtet. In den Krankenhäusern und Einrichtungen Bethels habe es durch das Virus bislang sechs Todesfälle gegeben. Von den für Corona-Fälle freigehaltenen Betten im Evangelischen Klinikum Bethel seien bislang rund zehn Prozent in Anspruch genommen worden.
Das Jahresergebnis Bethels für das Jahr 2019 liegt den Angaben zufolge bei 5,85 Millionen Euro. Das seien zwar rund 2,7 Millionen Euro weniger als im Vorjahr, liege jedoch über der Planung, erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Rainer Norden. Das Ergebnis werde vollständig in die diakonische Arbeit Bethels reinvestiert. Die Gesamterträge stiegen auf 1,32 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,25 Milliarden Euro). Die Sachinvestitionen betrugen knapp 81 Millionen Euro (Vorjahr 88,4 Millionen Euro). Für die diakonische Arbeit erhielt Bethel Spenden in Höhe von 58,6 Millionen Euro aus Spenden und Nachlässen.
Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel mit Hauptsitz in Bielefeld sind eines der größten diakonischen Unternehmen Europas. In den Einrichtungen in acht Bundesländern wurden im vergangenen Jahr rund 230.000 Menschen von mehr als 20.000 Mitarbeitern behandelt, betreut oder ausgebildet. Insgesamt 280 Standorte gibt es in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Rheinland-Pfalz, Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Vorstandsvorsitzender ist seit 2008 der Theologe Ulrich Pohl.
Die Arbeitsfelder reichen von Epilepsie über Psychiatrie, Jugendhilfe, Behindertenhilfe, Wohnungslosenhilfe und Altenhilfe bis zu Akutkrankenhäusern. Zudem bietet die diakonische Einrichtung in einem auf epilepsiekranke Menschen spezialisierten Berufsbildungswerk jungen Behinderten handwerkliche Berufsausbildungen. Bethel ist auch Hauptträger der bundesweit größten evangelischen Klinik.
Ursprung des Unternehmens ist die “Rheinisch-Westfälische Anstalt für Epileptische”, die 1867 von Kaufleuten der Stadt und der Inneren Mission in Bielefeld ins Leben gerufen wurde. Maßgeblich geprägt wurde die Einrichtung von Friedrich von Bodelschwingh (1831-1910), der 1872 die Leitung übernahm. Er gab den Anstalten den biblischen Namen Bethel (Haus Gottes).
epd