Legal, illegal,
tödlich

Großaufnahme zweier Hände, die eine Zigarette mit Legal Highs vorbereiten. Foto: ZDF/Jan Sindel

Der Konsum von „Legal Highs” ist unberechenbar und endet immer öfter tödlich: Innerhalb weniger Jahre hat sich die Zahl der Toten in Deutschland fast verzehnfacht. Die Bundesregierung versucht seit Jahren, dagegen anzukommen. Doch sobald sie eine Substanz verbietet, taucht eine neue auf, die wieder legal ist – und meistens noch gefährlicher. In der ZDFinfo-Dokumentation „Legal Highs – Todesdrogen aus dem Internet” wirft Filmautor Christian Stracke am Mittwoch, 19. September 2018, um 20.15 Uhr (Wiederholung am Dienstag, 25. September 2018, ab 1.15 Uhr) einen Blick auf die als Kräutermischungen oder Pflanzendünger vertriebenen Produkte, die fast immer psychoaktive Substanzen oder illegale Drogen enthalten. Die ZDF-Pressestelle veröffentlichte aus diesem Anlass folgendes Interview mit dem Filmautor und Diplom-Sportwissenschaftler. 

Wie wirken „Legal Highs”, die häufig als Kräutermischungen verkauft werden?

Christian Stracke: Die Stoffe sollen hauptsächlich Cannabis imitieren, ihre Wirkung ist aber bis zu 100 Mal stärker. Synthetische Cannabinoide sind sogenannte Voll-Agonisten – klassisches Cannabis nur ein Teil-Agonist. Das heißt: Beim herkömmlichen Marihuana-Konsum werden nur einzelne Rezeptoren in Gehirn und Körper stimuliert, bei der synthetischen Variante alle. Die Folgen sind verheerend: Es kommt zu Panikattacken, Wahnvorstellungen, Muskelkrämpfen, Kreislaufzusammenbrüchen, Herzinfarkten, Psychosen und – im schlimmsten Fall – sogar zum Tod. Eine abschließende Einschätzung der Langzeitfolgen beim Konsum von „Legal Highs” gibt es allerdings nicht, weil derzeit noch keine systematischen Studien vorliegen, da immer wieder neue synthetische Substanzen auf den Markt kommen.

Wo werden diese „Legal Highs” hergestellt?

Christian Stracke: Die Grundstoffe kommen hauptsächlich aus Laboren in China und werden von Profi-Chemikern produziert. Von dort aus werden sie in großen Mengen nach Europa gebracht. Hier geht es dann auf zwei Wegen weiter: Neben den “Legal Highs” werden sie auch als Reinsubstanz – als sogenannte Research Chemicals – auf den Markt gebracht. Jeder kann sie so im Internet bestellen, in fast allen Größenordnungen. Auf verschiedenen Internetseiten bieten die Hersteller sogar noch Gratisdrogen zur Bestellung – je mehr man kauft, desto mehr gibt es kostenlos obendrauf.

Wie verbreiten sich „Legal Highs” in Deutschland?

Christian Stracke: Die Zahl der Vergiftungen und der Todesfälle in Deutschland steigt. 2013 starben fünf Menschen nach dem Konsum von “Legal Highs”. Ein Jahr später waren es bereits 25, 2015 dann 39 und 2016 sogar 98 Todesopfer. 2016 reagierte die Bundesregierung mit einem Gesetz, das die Verbreitung der „Legal Highs” endlich stoppen sollte, dem sogenannten “Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz” – kurz: NpSG. Erstmals wurden ganze Stoffgruppen verboten, vor allem synthetische Cannabinoide und sogenannte 2-Phenylethylamine. Sie machen zwei Drittel aller neuen Stoffe aus, die seit 2005 über das europäische Frühwarnsystem gemeldet wurden. Doch Kritiker und auch Jugendschützer sind hinsichtlich der Wirksamkeit des Gesetzes skeptisch.

Die Anbieter haben es speziell auf Jugendliche abgesehen. Einer von jenen, die der Verführung der „Legal Highs” erlagen, ist Sam. Der 17-Jährige kämpft in einer Jugendhilfeeinrichtung gegen seine Sucht. Er hat mit 13 Jahren zum ersten Mal „Legal Highs” probiert und konsumierte sie fast fünf Jahre lang. „Ich hatte weder einen wirklichen eigenen Willen noch irgendwelche Gefühle”, sagt er im Interview, das Sie hier vollständig lesen: http://eppendorfer.de/eigentlich-wollten-sie-cannabis/