Als besorgniserregend bezeichnet die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) die Ergebnisse des DAK-Kinder- und Jugendreports 2023, demzufolge die Zahl der jugendlichen Mädchen, die im vergangenen Jahr wegen einer psychischen Erkrankung stationär behandelt werden mussten, im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 deutlich angestiegen ist: bei Angststörungen um ein Drittel, bei Essstörungen um über die Hälfte und bei Depressionen um gut ein Viertel. Hochgerechnet auf alle Jugendlichen in der Altersgruppe 15 bis 17 kamen 2022 bundesweit rund 6.900 Mädchen mit einer Angststörung ins Krankenhaus. „Wir befinden uns mitten in einer Mental-Health-Pandemie, deren Auswirkungen erst nach und nach sichtbar werden“, urteilte Prof. Dr. med. Christoph U. Correll, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Berliner Charité, in einer ersten Bewertung der DAK-Sonderanalyse. Der Report zeige auch auf, dass der gestiegene Bedarf an stationärer Behandlung zusammenfällt mit einer durch die Corona-Pandemie verringerten Behandlungskapazität im stationären Sektor.
Die Zunahme stationärer Behandlungen bei jugendlichen Mädchen sei jedoch nur die Spitze des Eisberges. Das Problem der fehlenden Versorgung psychischer Erkrankungen in Deutschland sei viel tiefgreifender, denn während der Corona-Pandemie sei die Nachfrage nach ambulanter Versorgung in Praxen von Kinder -und Jugendlichenpsychotherapeut*innen um 60 Prozent gestiegen. Wartezeiten auf eine psychotherapeutische Behandlung seien bei Kindern und Jugendlichen mitunter aber besonders lang. Zudem würden immer mehr Kinder auch mit schweren Erkrankungen zeitnah keinen Platz in der stationären Versorgung finden.
Die BPtK fordert daher, den Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition endlich umzusetzen und die psychotherapeutische Bedarfsplanung zu reformieren und rund 1.600 zusätzliche Psychotherapeutensitze in ländlichen und strukturschwachen Regionen entstehen zu lassen. (rd)