Macht Geld glücklich? Was macht Geld mit Menschen? Und wie unterscheiden sich Millionäre und Milliardäre von der Allgemeinbevölkerung. Mit Fragen wie diesen beschäftigen sich eine wissenschaftliche Studie und zwei Dokumentationen, die jetzt im Kino bzw. im TV zu sehen sind. Tief in die Welt der Reichen, Schönen und Mächtigen führt ein Film von Lauren Greenfield, der laut Ankündigung „die Auswüchse der globalen Turbo-Wachstumswirtschaft, des korrupten amerikanischen Traums, des Narzissmus und der Gier abbildet“. Der Kinostart ist für 31. Januar geplant. In die Welt der Milliardäre in Deutschland führt dann am 11. Februar die rbb-Reportage „Ganz oben – Die diskrete Welt der Milliardäre“, die ab 23 Uhr in der Reihe „Die Story im Ersten“ gezeigt wird.
Millionäre sind emotional stabiler, leistungsorientierter und narzisstischer als der Durchschnittsbürger. Existierende Stereotype über Millionäre in der Allgemeinbevölkerung spiegeln diese tatsächlichen Persönlichkeitsunterschiede wider – jedoch in übertriebener Form. Das sind zwei der wesentlichen Ergebnisse einer aktuellen Studie von Psychologen der Universitäten Mainz und Münster sowie Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, die im vorigen Jahr im Fachblatt „British Journal of Psychology“ erschienen ist.
Noch weiter oben angesiedelt sind die Milliardäre, von denen es in Deutschland momentan etwa 180 gibt, Tendenz steigend. Aber in kaum einem Land der Welt sind die Superreichen so scheu. Jahr für Jahr versucht das manager magazin, etwas Licht ins Dunkel zu bringen und veröffentlich ein Sonderheft mit einer Liste der 1000 reichsten Deutschen. Grimme-Preisträger Florian Opitz hat die Redaktion dabei begleitet und in „Ganz oben” auch selbst eine Reise in die diskrete Welt des Geldes unternommen und dabei altes und neues Geld getroffen: Vermögensberater mit 800-jähriger Familientradition, Milliardäre wie den Drogeriekönig Dirk Rossmann, den Versandhaus-Erben Michael Otto und Selfmade-Unternehmer wie Rainer Schaller, den Gründer der Fitnessstudiokette McFit. Mit ihnen hat er über Geld, Gerechtigkeit, die Herkunft ihres Reichtums und die Furcht der Reichen vor der deutschen Neidgesellschaft gesprochen.
Und wie untersucht man diese Klientel wissenschaftlich? Das Team um die beiden Wissenschaftler Jun.-Prof. Dr. Marius Leckelt (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) und Prof. Dr. Mitja Back (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) konzentrierten sich in ihrer Untersuchung auf die sogenannten „Big Five“ – die grundlegenden Persönlichkeitseigenschaften Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit – sowie die spezifischeren Eigenschaften Narzissmus und Kontrollüberzeugungen.
Sie machten sich eine in dieser Form einzigartige Befragung von Millionären („Hochvermögende in Deutschland“; HViD) sowie bevölkerungsrepräsentative Daten des Sozio-oekonomischen Panel (SOEP, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) und des „Programme for the International Assessment of Adult Competencies“ (PIAAC-L) zunutze. Die Kombination dieser Datenquellen erlaubte es, Millionäre und die Allgemeinbevölkerung durch die gleichen etablierten Testverfahren direkt zu vergleichen, so die Pressestelle der Universität Münster. Die Ergebnisse zeigten: Millionäre „waren extravertierter, leistungsorientierter und strebten stärker nach narzisstischer Bewunderung. Darüber hinaus waren sie weniger stressanfällig und waren stärker als die Normalbevölkerung der Überzeugung, die Kontrolle über das eigene Leben zu haben.“ Von der Allgemeinbevölkerung wurden Millionäre allerdings deutlich rivalisierender und weniger prosozial eingeschätzt als die Allgemeinbevölkerung, auch wenn diese Unterschiede tatsächlich gering gewesen seien.
Die US-amerikanische Fotografin und Regisseurin Lauren Greenfield beschäftigt sich bereits seit 25 Jahren in ihren Arbeiten mit Geld, Reichtum und Menschen, die im Überfluss leben. In Ihrer Dokumentation „Generation Wealth“ taucht sie in die Welt von Schönheitswettbewerben kleiner Mädchen ein. Sie spricht mit dem ehemaligen Hedgefonds-Manager Florian Homm aus Hessen, der auf der „Most wanted“-Liste des FBI stand. „Greenfield zeigt StudentInnen, Alleinerziehende und Familien, die sich für den Erwerb von Luxusgegenständen hoch verschulden. Sie nimmt uns mit in die Häuser russischer Oligarchen und der neureichen Klasse Chinas, die sich mit der Anhäufung von Luxusgegenständen den Status einer neuen aristokratischen Elite erwerben möchten. Sie zeigt uns die Operationssäle von Schönheitschirurgen in Brasilien, wo Frauen dünnere, jüngere und bessere Versionen von sich erschaffen möchten. Sie zeigt, was geschieht, wenn aus Überfluss Überdruss wird“, so die Ankündigung. (rd)
Generation Wealth lautet auch der Titel einer Ausstellung von Fotos von Lauren Greenfield, die die Hamburger Deichtorhallen vom 31. März bis 23. Juni 2019 zeigen.