Der isländische Weg

Nirgendwo in Europa konsumieren Jugendliche so wenig ­Suchtmittel wie in Island, heißt es. Foto: pixabay

Nirgendwo in Europa konsumieren Jugendliche so wenig ­Suchtmittel wie in Island, heißt es. Grund dafür ist das Ende der 1990er Jahre landesweit eingeführte Präventionsprogramm „Jugendliche in Island“, mit dem der bis dato hohe  Alkohol- und Drogenkonsum offenbar erfolgreich bekämpft wurde, nachdem dies mit bisherigen Aufklärungskampagnen nicht gelungen war. Der Anteil der 15- und 16-Jährigen, die im letzten Monat betrunken waren, fiel von 1988 bis 2016 von 42 auf 5 Prozent. Statt vormals 17 Prozent haben heute nur noch 7 Prozent von ihnen jemals Cannabis probiert, und lediglich 3 Prozent rauchen täglich Zigaretten. Diese Zahlen nannte das Internetportal www.spektrum.de (Spektrum der Wissenschaft). 

Zunächst wurden mit Zigtausenden Fragebögen schützende Faktoren und Bedürfnisse der Jugendlichen erhoben. Als zur Vermeidung von Suchtmittelkonsum besonders wichtig  kristallisierten sich heraus:  häufig (drei- bis viermal wöchentlich) an Gruppenaktivitäten (insbesondere Sport) teilnehmen, kontinuierlich viel Zeit mit den Eltern verbringen, das Gefühl, in der Schule ernst genommen zu werden, und: sich spät abends nicht mehr auf der Straße herumzutreiben.

Der Staat reagierte so: Tabak darf  nur noch an Personen über 18 Jahre, Alkohol nur noch an über 20-Jährige ausgegeben werden, die Werbung für beides wurde verboten. Außerdem mussten alle Schulen Elternorganisationen einrichten, und im Schulrat saßen fortan auch Eltern. Diese ermutigte man ausdrücklich, möglichst viel Zeit mit dem Nachwuchs zu verbringen.  „Es geht darum, mit den Kindern über ihr Leben zu sprechen, zu wissen, mit wem sie ihre Zeit verbringen, und letztlich darum, dass sie abends zu Hause bleiben“, so spektrum.de.  Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren wurde es in Island schließlich untersagt, sich im Winter nach 22 Uhr und im Sommer nach Mitternacht draußen aufzuhalten.

Ergebnis dieser Initiativen: 1997 verbrachten nur 23 Prozent der 15- und 16-Jährigen häufig oder an fast allen Wochentagen Zeit mit ihren Eltern. Bis 2012 hatte sich der Anteil auf 46 Prozent verdoppelt. 

Der Staat erhöhte auch die Fördergelder für Sport-, Musik-, Kunst-, Tanz- und andere Vereine. Sie sollen ­Jugendlichen verschiedene Möglichkeiten bieten, sich als Teil einer Gruppe gut zu fühlen, ohne Alkohol oder ­andere Drogen. 

(Ausführlicher Bericht unter: https://www.spektrum.de/news/suchtpraevention-in-island/1515343)