Darf man Politiker aus der Ferne diagnostizieren? Leidet Donald Trump wirklich an einer narzisstischer Persönlichkeitsstörung? Darüber wird nicht nur in den USA diskutiert. Vor allem seit jetzt 27 amerikanische Fachleute ein ganzes Buch („The Dangerous Case of Donald Trump“ ) veröffentlicht haben, in dem sie vor der Psyche Donald Trump warnen, was auf Zustimmung, aber auch auf viel Kritik stößt.
Eigentlich sind Ferndiagnosen verpönt. Die Vereinigung amerikanischer Psychiater, die American Psychiatric Association, bezeichnet es als unethisch, einen Menschen aus der Ferne zu diagnostizieren und das Resultat öffentlich zu machen. Es gilt die so genannte „Goldwater Rule“, benannt nach dem republikanischen Senator Barry Goldwater, der 1964 für die Präsidentschaft kandidiert hatte. Auch ihm wurde unter anderem ein krankhafter Narzissmus attestiert. Kurz vor der Wahl wurde das Ergebnis einer Umfrage unter Psychiatern veröffentlicht mit dem Tenor, dass Goldwater psychologisch nicht geeignet sei, Präsident zu sein. Goldwater verlor – und gewann vor Gericht, und zwar gegen den Journalisten, der die Umfrage veröffentlicht hatte …
Derweil zitierte die Zeit in ihrer aktuellen Ausgabe deutsche Psychiater, die in diesem Fall kein Blatt vor den Munde nehmen. „Ich halte Trump für gefährlich. Deswegen kann ich mich meinen amerikanischen Kollegen nur anschließen“, so Sabine Herpertz, Direktorin der Psychiatrie am Universitätsklinikum Heidelberg. Zur Frage, ob die psychiatrische Ferndiagnose „krankhafter Narzissmus“ legitim sei, sagte sie der Zeit: „Trump ist ja ein sehr exponierter Mensch, der viel von sich zeigt. Das macht eine Ferndiagnose leichter, zumal das Bild, das er von sich entwirft, sehr einheitlich ist.“
Auch Prof. Claas-Hinrich Lammers, Ärztlicher Direktor an der Hamburger Asklepios Klinik Nord-Ochsenzoll, spricht sich für die Ferndiagnose aus: „Die Kriterien sind extra so definiert, dass die Diagnose aus ganz klar beobachtbaren Phänomenen gestellt werden kann. Deswegen ist es auch gut möglich, die narzisstische Persönlichkeitsstörung aus der Distanz zu diagnostizieren.“ Trump erfülle alle Kriterien „in einer solchen Prägnanz und Deutlichkeit, dass es schon faszinierend ist“, zitiert ihn die Zeit: http://www.zeit.de/2017/45/psychologie-donald-trump-ferndiagnose