Sexuelle Gewalt gegen Kinder im Internet nimmt drastisch zu. Das von der Europäischen Kommission geförderte Präventionsprojekt STOP-CSAM unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin setzt hier an. Ziel ist es, Personen mit sexuellem Interesse an Kindern frühzeitig über anonyme Chats im Internet therapeutisch zu erreichen – bevor Straftaten geschehen.
Anonyme Online-Intervention per Chat
STOP-CSAM steht für: Scalable Technology for Online Prevention of Child Sexual Abuse & Child Abuse Materials. Über ein neu entwickeltes, anonymes und kostenfreies Chat-Angebot mit geschulten Therapeut:innen werden Menschen mit Risikoprofil erreicht. Sie sollen dabei unterstützt werden, strafbares Verhalten zu vermeiden und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Die Online-Intervention wird mehrsprachig angeboten und konnte nach Angaben der Charité innerhalb von zwei Jahren über 5.000 Personen weltweit erreichen.
Messbare Erfolge: Weniger Konsum von Missbrauchsabbildungen
Die begleitende Evaluation zeige: Die Nutzung von Missbrauchsabbildungen sank im Schnitt um die Hälfte. Die konsumierten Inhalte waren zudem weniger drastisch. Zwar brach rund die Hälfte der Teilnehmenden die Studie ab, doch bei den verbliebenen 180 Personen, die vier Chat-Sitzungen durchliefen (ein Teil davon zwei zusätzliche), wurde eine signifikante Verhaltensänderung festgestellt.
„Jede Reduktion bedeutet, dass weniger Kinder zu Opfern werden“, betont Projektleiter Prof. Klaus Beier, Direktor des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin an der Charité. Die anonymen Chatverläufe zeigten zudem ein typisches Muster: ein Kreislauf aus belastenden Gefühlen und dem Konsum der Inhalte, vergleichbar mit Suchterkrankungen.
Neues Folgeprojekt TD-CHAT gestartet
Mit TD-CHAT, einer neuen Studie auf Basis der Plattform Troubled Desire, wird das erfolgreiche Konzept fortgesetzt. Die Plattform bietet mehrsprachige Selbsthilfe-Anleitungen und geschützte Chats mit qualifizierten Therapeut:innen unter Schweigepflicht – anonym und kostenlos. Auch TD-CHAT verfolgt das Ziel, verursacherbezogene Prävention von Kindesmissbrauch weiterzuentwickeln.