Verschickungskinder:
Historiker suchen Zeitzeugen

Für eine Dokumentation über das einstmals diakonische „Adolfinenheim“ für sogenannte „Verschickungskinder“ auf der Nordseeinsel Borkum suchen Historiker aus Bremen nach Zeitzeugen. „Die Heimleitung unterstand dem evangelischen Diakonissen-Mutterhaus Bremen“, sagte die Kulturwissenschaftlerin Gerda Engelbracht dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Kinder seien aber nicht nur aus Bremen, sondern vor allem auch aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen in das Adolfinenheim geschickt worden.

Die nord- und ostfriesischen Inseln sowie die Hoch- und Mittelgebirge wie der Harz waren häufige Ziele der Verschickungen. Das 1922 gegründete Adolfinenheim, ehemals eine Kasernenanlage, besuchten Engelbracht zufolge bis 1972 etwa 70.000 Kinder. 1996 wurde es aufgelöst.

„Wir suchen Zeitzeugen, die im Adolfinenheim untergebracht waren, besonders Kinder, die nicht alleine da waren, sondern beispielsweise mit Geschwistern, Freundinnen oder Cousinen.“ Es gehe unter anderem um die Frage, ob es im Heim Gewalt gegeben habe, aber auch, ob dort Freundschaften entstanden seien. Ein Kontakt zu Engelbracht ist unter der Mailadresse mail@gerda-engelbracht.de und unter der Telefonnummer 0178/2952683 möglich (Website www.gerda-engelbracht.de).

Zwischen Ende der 1940er bis in die 1980er Jahre hinein wurden in ganz Deutschland Millionen Kinder in Kurheime verschickt. Sie hatten oft gesundheitliche Probleme und sollten dort aufgepäppelt werden. Viele Kinder kehrten jedoch traumatisiert zurück. Sie berichteten unter anderem von Essenszwang durch das Pflegepersonal bis hin zum Erbrechen sowie von harten Strafen wie Schlafentzug oder Ans-Bett-Fesseln.

(epd)

www.gerda-engelbracht.de https://verschickungsheime.de