Sie ritzen sich mit Rasierklingen die Haut, bis sie blutet, schlagen ihren Kopf gegen harte Oberflächen, duschen extrem heiß, verbrennen sich Arme und Beine mit glühenden Zigaretten. Was ist da los fragen sich etwa Lehrer, Schulsozialarbeiter, Ehrenamtler im Sportverein oder in der Jugendarbeit. Antworten bietet eine neue Informations- und Fortbildungsreihe zum Umgang mit seelischen Krisen und psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen in der Gruppe/Schulklasse, die von der Aktion Kinder- und Jugendschutz Schleswig-Holstein (AKJS) mit Sitz in Kiel in Zusammenarbeit mit der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein (LVGFSH) konzipiert wurde und die von der Barmer gefördert ist.
Mit dem Thema „Selbstverletzendes Verhalten“ startete sie am 26. September in Neumünster. Diplom-Psychologin Dr. Janine Trunk ging dabei unter anderem auf die Gefühle wie Angst, Ekel, Wut, Hilflosigkeit und Ohnmacht ein, die ritzende und schneidend Jugendliche bei ihren Mitmenschen auslösen. Ihr Tipp: „Trauen Sie sich zu fragen. Oft reagieren Schulen erst, wenn es zu spät ist und ein Suizid geschehen ist.“ Denn selbstverletzendes Verhalten müsse zwar nicht, aber könne bis zur Selbsttötung gehen – unter Jugendlichen nach wie vor die zweithäufigste Todesursache. Fest stehe aber auch, dass es viele Ursachen und Auslöser für Selbstverletzungen gibt. Dass Selbstverletzungen immer Missbrauch oder Borderline Syndrom bedeuten, sei falsch. „Es ist viel komplizierter.“Hinter selbstverletzendem Verhalten stecken Belastungen und Nöte: Einige fühlen sich alleingelassen, andere unverstanden, ungeliebt, nichts wert. Es gibt aber auch äußere Auslöser wie Veränderungen in der Familie, Trennungssituationen, Mobbing, schlechte Schulnoten, Traumatisierungen durch Missbrauch, Krieg, Flucht. Werden solche Erfahrungen nicht angemessen verarbeitet, können sich innere Anspannungen und Selbstzweifel ins Unerträgliche steigern.
Weitere Themen der Fortbildungsreihe sind „Psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche in der Klasse“ (6. Oktober, Neumünster); „Was tut Dir gut? Methoden zur Selbstfürsorge bei Kindern und Jugendlichen“ (3. November, Neumünster), „Geflüchtete Kinder und Jugendliche in der Klasse/Gruppe. Wie erkenne ich mögliche Traumatisierungen? Und wie kann die Klasse/Gruppe zum unterstützenden System werden?“ (7. Dezember, Neumünster). (heck)
Mehr Informationen zur Veranstaltungsreihe „Was ist da los? – Was kann ich tun?“ gibt es auf den Internetseiten der Aktion Kinder- und Jugendschutz unter www.akjs-sh.de/veranstaltungen und der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung unter www.lvgfsh.de.