Weltweit haben Milliarden Menschen keinen Zugang zu psychiatrischer Versorgung. Erste Anlaufstelle sind in vielen Ländern traditionelle Heiler, schwerer Erkrankte werden teils angekettet oder eingesperrt. Diese aus Not resultierenden Menschenrechtsverletzungen in Burkina Faso dokumentiert der Film „La Maladie du Démon – Die Krankheit der Dämonen“ von Lilith Kugler, der derzeit im Rahmen von speziellen Veranstaltungen an verschiedenen Orten gezeigt wird.
Neun Psychiater und knapp über 100 Menschen mit psychiatrischem Spezialwissen gebe es in ganz Burkina-Faso mit seinen ca. 20 Millionen Einwohnern, sagt einer der Protagonisten. Dämonen werden als Grund psychischer Erkrankungen gesehen, vor deren Ansteckung sich viele Menschen fürchten. Und so leben Betroffene am Rande der Dörfer, in Gebetszentren oder irren unbeachtet umher. Es sind erschütternde Szenen, die dieser Film zeigt. Es scheint typisch, Kranke, die schwierig oder gar gewalttätig werden, anzuketten. Ein Mann wurde offenbar zwei Jahre in einem Erdloch weggesperrt.
Es gibt zwei Protagonisten: Timothée Tindano ist staatlich anerkannter Krankenpfleger mit Zusatzausbildung in psychischen Krankheiten, der bei seinen Konsultationen gezeigt wird und für Sprechstunden in entlegene Gegenden Hunderte Kilometer durch das Land reist. Und da ist der Pfarrer – und Musiker – Tankpali Guitanga. Ein enger Freund des Vaters der Filmemacherin – so kam sie zum Thema bzw. dem Film. Guitanga kämpft für Befreiungen und Menschenwürde. Er setzt sich für die Behandlung und Rückkehr der Patienten in ihre Familien ein.
Lilith Kugler ließ die Bilder aus Burkina Faso, die sie bei einem Besuch dort einfing, nicht los. Erst wollte sie einen Abschlussfilm darüber drehen, daraus wurde ein Projekt, das schnell größer wurde als gedacht. In drei Wochen als Low-budget-Produktion mit nur rund 10.000 Euro gedreht, wird der Film inzwischen zur Aufklärungsarbeit in ländlichen Regionen vor Ort, in Burkina Faso, eingesetzt.
Die Weltpremiere fand auf einem Menschenrechtsfestival in Abidjan, Elfenbeinküste, statt – in Kooperation mit Amnesty International und dem Goethe Institut. In Deutschland war er bereits auf einem Filmfestival zu sehen, wo er einen Preis bekam (Snowdance Independent Film Festival), ferner bei einer Veranstaltung des Aktionsnetz Heilberufe von Amnesty International sowie auf dem DGPPN-Kongress. (rd)
Zu sehen ist er jetzt zum Beispiel 23. Oktober in HANNOVER (Kino am Raschplatz, mit Regiegespräch, ab 18 Uhr) sowie am 24. Oktober im Hamburger Abaton, hier wird er in Kooperation mit Amnesty International und Abed e.V. und mit Regiegespräch gezeigt, und zwar ab 17:30 Uhr.
Weitere Termine und Informationen: http://la-maladie-du-demon.com