In Niedersachsen haben bislang 38 Vereinigungen bei der Landwirtschaftskammer die Zulassung für den Anbau von Cannabis beantragt. Davon seien bislang 15 genehmigt und fünf abgelehnt worden, sagte eine Sprecherin von Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne) am Mittwoch in Hannover. Die übrigen 18 Fälle würden noch bearbeitet.
Abgelehnt würden Anträge beispielsweise, wenn ein Konzept zum Gesundheits- und Jugendschutz fehle. „Wenn etwa die geplante Abgabestelle zu nah an einer Schule oder einem Kindergarten liegt“, erläuterte die Sprecherin. Dafür sei ein Mindestabstand von 200 Metern vorgeschrieben. Wenn die beanstandeten Mängel beseitigt würden, sei allerdings eine spätere Erlaubnis möglich.
Im Unterschied zu anderen Bundesländern muss die Zulassung für den Anbau von Cannabis in Niedersachsen nicht bei einer Landesbehörde beantragt werden, sondern bei der Landwirtschaftskammer. Mitarbeitende der Kammer würden in Zukunft regelmäßig kontrollieren, dass die Droge nicht illegal unter der Hand an Unbefugte weitergegeben würden, erläuterte die Sprecherin.
Laut Gesetz dürfen nur eingetragene Mitglieder von sogenannten Cannabis Social Clubs den Stoff konsumieren. Mindestens einmal im Jahr werde es Kontrollen geben, sagte die Sprecherin des Ministeriums: „Dabei werden auch die entsprechenden Lieferketten nachvollzogen.“ Die Clubs müssten ihr Mitgliederverzeichnis offenlegen.
Nach der bundesweiten Teillegalisierung von Cannabis zum 1. Juli hatte im niedersächsischen Ganderkesee bei Bremen bereits wenig später Deutschlands erster Cannabis Social Club mit dem Anbau begonnen. Am Dienstag startete die Ernte. Der Club hat nach eigenen Angaben an einem geheimen Ort etwa 400 Pflanzen der Sorten „Girls Scout Cookies“, „Critical Kush“ und „Black Domina“angebaut, von denen jetzt die Hälfte geerntet wird.
Voraussichtlich ab dem 8. November könnten die Vereinsmitglieder die substanzhaltigen Blüten dann erwerben. Die Grammpreise bewegten sich zwischen 8 und 12 Euro, sagte der Vereinsvorsitzende Daniel Keune. 18- bis 21-Jährige dürfen dem Gesetzgeber zufolge bis zu 30 Gramm getrocknetes Cannabis im Monat erhalten, dessen THC-Gehalt 10 Prozent nicht übersteigt. Wer älter als 21 ist, darf bis zu 50 Gramm beziehen. Ein Gramm ergibt laut Keune etwa drei Joints. Das Tetrahydrocannabinol (THC) ist der berauschende Bestandteil der Pflanze.
Die Cannabis-Clubs dürfen laut Gesetz höchstens 500 Mitglieder aufnehmen. Es befänden sich jedoch mehrere Hundert Menschen auf der Warteliste, sagte Keune. Darum seien einige Gründungsmitglieder wieder aus dem Verein ausgetreten, um nach demselben Konzept zwei neue Vereine in Delmenhorst und Oldenburg zu gründen.