Hannover wird eine von drei deutschen Modellstädten im Umgang mit synthetischen Opioiden. Bei dem Projekt „so-par“ (Synthetic Opioids Prepare and Response) sollen Lösungen zum Umgang mit der zunehmenden Verbreitung dieser Drogen entwickelt werden, wie die Stadt mitteilte. Die beiden anderen Projektstädte sind Berlin und Essen, Projektpartner sind die Deutsche Aidshilfe und das Deutsch-Europäische Forum für Urbane Sicherheit. In Hannover ist die Paritätische Suchthilfe Niedersachsen für die operative Umsetzung mit zuständig.
„Hannover zeigt Verantwortung, denn die wachsende Verbreitung synthetischer Opioide erfordert Maßnahmen in unserer Stadt“, sagte Hannovers Bürgermeister Belit Onay (Grüne). „Mit dem Modellprojekt können wir die Informationsarbeit zu den Gefahren ausweiten, Selbsttests für drogenkonsumierende Menschen anbieten und klare Abläufe für Notsituationen entwickeln.“ Die Möglichkeit, Substanzen vor dem Konsum auf ihre Zusammensetzung zu prüfen, sei ein wichtiger Beitrag zur Risikominimierung. So ließen sich schwerwiegende gesundheitliche Folgen oder tödliche Überdosierungen verhindern. „Hannover geht hier als Modellstadt gern voran, für die Sicherheit der Menschen“, betonte Onay.
Nach den Worten von Sozialdezernentin Sylvia Bruns hat sich Hannover aktiv für das Projekt beworben, um gemeinsam mit sozialen Institutionen und Experten frühestmöglich Lösungen zu entwickeln. Dafür habe die Stadt zunächst Selbsttests eigeninitiativ finanziert. Bei diesen Tests im Kontakt- und Konsumraum Stellwerk der Paritätischen Suchthilfe kämen Teststreifen zum Einsatz, bei denen nur ein minimaler Abstrich der Substanz erforderlich sei. Im Fokus stehe nun, Pläne für das Zusammenspiel zwischen Rettungswesen, der Notfall- und Suchtmedizin, den Drogenhilfeeinrichtungen, der städtischen Straßensozialarbeit und den Konsumierenden zu entwickeln.
Substanzen wie Fentanyl und Nitazene fänden immer mehr Verbreitung, hieß es. Fentanyl ist ein synthetisches Opioid, das um ein Vielfaches stärker wirkt als Heroin. Studien belegten einen besorgniserregenden Anstieg der Beimischung synthetischer Opioide zu Heroin in Deutschland, was zu einer Zunahme schwerer gesundheitlicher Notfälle führe. In Hannover konnten den Angaben zufolge bisher in rund 20 Prozent der Tests Fentanylbeimischungen nachgewiesen werden.
(epd)