Neue Ausstellung im Berliner Medizinhistorischen Museum:
Visionär oder Wahnsinniger? Die Geschichte des “Ingenieur von Tarden”
Das Berliner Medizinhistorische Museum (BMM) der Charité präsentiert noch bis Ende November die Sonderausstellung „Erfindungswahn! Das Segelluftschiff des ‚Ingenieur von Tarden‘“. Sie beleuchtet die faszinierende Geschichte eines Patienten, der 1909 in die Psychiatrie der Charité aufgenommen wurde und dort unermüdlich an seinem bahnbrechenden Erfindungsprojekt arbeitete – einem Segelluftschiff, das ihn aus der Klinik befreien sollte.
Eine Zeit der Erfinder:innen und Visionen
Die Ausstellung taucht ein in die Welt vor dem Ersten Weltkrieg: Eine Zeit, in der der Zeppelin-Hype seinen Höhepunkt erreichte und bahnbrechende Erfindungen die Gesellschaft prägten. Doch nicht alle ErfinderInnen fanden Anerkennung – manche wurden als wahnhaft diagnostiziert. Die Psychiatrie prägte damals den Begriff „Erfindungswahn“ und beschrieb damit sowohl ein individuelles Krankheitsbild als auch einen gesellschaftlichen Zustand.
Spurensuche in der Krankenakte
Im Zentrum der Ausstellung steht die Krankenakte des Patienten A. R., besser bekannt als „Ingenieur von Tarden“. Briefe an das Patentamt, Zeichnungen seiner Erfindung und schriftliche Zeugnisse aus der Psychiatrie gewähren spannende Einblicke in seinen kreativen Geist. Die Ausstellung zeigt, wie eng Psychiatrie, Individuum und Gesellschaft miteinander verwoben sind.
Kunst trifft Wissenschaft
Die Ausstellung verbindet historische Dokumente mit künstlerischen Zugängen. Besucherinnen und Besucher erleben eine Rauminstallation des Mahony Collective, eine literarische Erkundung von Teresa Präauer sowie eine Rekonstruktion des Segelluftschiffes durch Bernd-Michael Weisheit. So entsteht ein spannender Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Fantasie und Realität.
Ausstellung und Begleitprogramm
Die Sonderausstellung „Erfindungswahn!“ läuft vom 7. März bis 30. November 2025 im Berliner Medizinhistorischen Museum (Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1, 10117 Berlin, Virchowweg 17).
Begleitend gibt es ein vielfältiges Programm mit Familienführungen, Kuratorinnenführungen, Vorträgen und Workshops. Alle Termine und Anmeldemodalitäten finden Sie auf der Website des BMM.