Die Staatsanwaltschaft Duisburg geht bei ihren Ermittlungen zu mutmaßlichen Vergewaltigungen durch einen Arzt am Klinikum Bethel bislang von 32 Opfern aus. Der Assistenzarzt, der im Juli und September 2019 auf einer Neurologie—Station Patientinnen betäubt und an ihnen sexuelle Handlungen vorgenommen haben soll, hatte in der Untersuchungshaft offenbar Suizid begangen.
Am Mittwoch sollte sich der Rechtsschuss des nordrhein-westfälischen Landtags mit einem Bericht von Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) zu dem Fall befassen. Der Bericht der Landesregierung an den Landtag beruht auf Informationen der Duisburger Staatsanwaltschaft und nennt die Zahl von 32 Opfern. 30 dieser Opfer konnten demnach sicher identifiziert werden. 29 von ihnen seien über ihre Opfereigenschaft und eine Infektion des Verstorbenen unterrichtet worden. Ein identifiziertes Opfer sei zwischenzeitlich gestorben. Bei zwei Opfern dauere die Identifizierung noch an.
Da bei der Obduktion des Arztes Geschlechtskrankheiten festgestellt wurden, sei beabsichtigt, „höchstvorsorglich sämtliche identifizierbare Frauen, die Sexualkontakte mit dem Verstorbenen hatten, über diesen Sachverhalt zu informieren“, zitiert der Bericht die Staatsanwaltschaft Duisburg.
Auch wenn die Ermittlungen gegen den Tatverdächtigen nach seinem Tod eingestellt wurden, ermittelt die Staatsanwaltschaft sowohl im Klinikbereich als auch im Privatumfeld weiterhin. Auch im Privatumfeld gebe es Hinweise auf mögliche Opfer eines Sexualdeliktes, heißt es in dem Bericht an den Rechtsausschuss. Darüberhinaus gebe es Hinweise auf private Kontakte des Arztes und einvernehmlichen Geschlechtsverkehr.
Im September vergangenen Jahres hatte das NRW-Justizministerium die Staatsanwaltschaft Duisburg mit den Ermittlungen beauftragt. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die mögliche strafrechtliche Verantwortung von Vorgesetzten des Assistenzarztes am Klinikum Bethel.
Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel haben mittlerweile einen Fonds für die Vergewaltigungsopfer im Bethel-Klinikum eingerichtet. Der Fonds könne erlittenes Leid nicht ungeschehen machen, solle aber Hilfe zur Verarbeitung der Verbrechen geben, hatte Bethel-Chef Ulrich Pohl erklärt. Bethel habe seit Bekanntwerden der Ermittlungen vollumfänglich kooperiert.
epd