Die Zahl der Cannabis-Süchtigen war im vergangenen Jahr einer Krankenkassenerhebung zufolge so hoch wie lange nicht. Nach einer Hochrechnung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) wurden 2024 bundesweit rund 250.500 Menschen wegen psychischer Störungen und Verhaltenssstörungen aufgrund von Cannabis ärztlich behandelt, wie die Krankenkasse in Hannover mitteilte. Zu den Störungen zählen den Angaben zufolge Abhängigkeit, akute Rauschzustände sowie Psychosen. Ein Sprecher des niedersächsischen Gesundheitsministeriums mahnte unterdessen einen stärkeren Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Cannabis-Produkten an.
Nach Angaben der Krankenkasse ist die Zahl der Betroffenen im Vergleich zum Jahr 2023, also vor der Teil-Legalisierung von Cannabis, um 14,5 Prozent angestiegen. Damit hätten die Diagnosen 2024 nicht nur den Höchststand der vergangenen zehn Jahre erreicht, sondern seien seit langem auch am deutlichsten innerhalb eines Jahres gestiegen.
Die meisten Cannabis-Süchtigen seien in der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen zu finden – mit bundesweit hochgerechnet rund 47.100 Betroffenen. Das entspreche 95 Fällen pro 10.000 Einwohnern, hieß es. In der Altersgruppe der 45- bis 49-Jährigen habe es mit fast 25 Prozent den größten Anstieg von 2023 auf 2024 gegeben. Allerdings lägen die Fallzahlen mit 43 pro 10.000 Einwohner hier deutlich unter denen der Generation Z.
Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH unter rund 1.000 Bundesbürgern im Alter von 18 bis 70 Jahren halten 49 Prozent der Befragten Cannabis für eine Einstiegdroge. 39 Prozent sind der Meinung, die Teil-Legalisierung des Stoffes habe zu dem übermäßigen Konsum geführt.
Der Sprecher des niedersächsischen Gesundheitsministeriums betonte, die teilweise Legalisierung von Cannabis sei für den Jugend- und Gesundheitsschutz kein „Gamechanger“. Prävention sei die wichtigste Maßnahme für Heranwachsende. Sie dürften nicht schon früh mit Cannabis in Kontakt kommen. Die Landesstelle für Suchtfragen habe eine verstärkte Nachfrage nach Präventionsangeboten mit Blick auf das Thema Cannabis registriert, sagte der Sprecher. In Niedersachsen gebe es ein flächendeckendes Beratungsnetz mit insgesamt 75 Sucht- und Beratungsstellen.
Dem Sprecher zufolge begrüßt das Ministerium den Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums, den Missbrauch von medizinischem Cannabis durch stärkere Kontrollen einzuschränken.
epd