Einsatzkräfte, die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in Rettungs-, Bergungs- und Aufräumarbeiten involviert waren, haben ein erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken. Dies ergab eine prospektive Kohortenstudie, die eine mehr als zehnmal so hohe Demenzinzidenz vor dem 65. Lebensjahr bei den am stärksten exponierten Helfenden zeigte. Darauf wies die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hin. Und sie machte deutlich: Beim Blick in die globale Zukunft werde klar, „dass aktuelle Kriege wie in der Ukraine und im Gaza-Streifen weitaus mehr Langzeitopfer haben werden als unmittelbar sichtbar sind. Anders als bei typischen Industrieunfällen, wo das Tragen von spezieller Schutzausrüstungen selbstverständlich ist, ist dies bei Rettungs-, Bergungs- und Aufräumarbeiten mit hoher Staubexposition (nach Gebäudeeinsturz, Bombeneinschlägen, Erdbeben, Vulkanausbrüchen etc.) nicht der Fall; zumal hier meist spontan auch hunderte von Freiwilligen im Einsatz sind.”
In den letzten Jahren haben Studien zunehmend Zusammenhänge zwischen der Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen und der Exposition gegenüber Umweltbelastungen wie Feinstaub und Chemikalien aufgezeigt. Eine nationale Kohortenstudie in den USA aus dem Jahr 2023 zeigte, dass eine langfristige Belastung mit Feinstaub (PM 2,5) signifikant höhere Demenzinzidenzen, insbesondere von Alzheimer-Erkrankungen, zur Folge hat. Sulfate und Ruß, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe und im Verkehr entstehen, gelten als Haupttreiber dieser Pathomechanismen.
Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im „Journal of the American Medical Association“, untersuchte die kognitive Leistungsfähigkeit von Einsatzkräften und Helfenden nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center (WTC) zwischen November 2014 und Ende 2022. Die Teilnehmenden waren bei der Erstuntersuchung maximal 60 Jahre alt und hatten keine Hinweise auf eine Demenz. Sie wurden durchschnittlich alle 18 Monate bis zu fünf Jahre lang auf kognitive Einschränkungen nachuntersucht. Die Studie kategorisierte die Belastung („WTC-Exposition“) in fünf Stufen: niedrig, mild, moderat, hoch und extrem hoch.
Von 9.891 WTC-Exponierten konnten 5.010 in der Studie zur kognitiven Funktion ausgewertet werden. In der 15.913 Personenjahren entsprechenden Nachbeobachtung wurden 228 Demenzdiagnosen gestellt. Die Demenz-Inzidenzrate (IR) pro 1.000 Personenjahre stieg mit zunehmender Schwere der Exposition: Bei niedriger Exposition betrug die IR 2,95, bei milder 12,16, bei moderater 16,53, bei hoher 30,09 und bei sehr hoher Exposition 42,37. Dieser Zusammenhang blieb auch nach Korrektur potenzieller Störfaktoren statistisch signifikant.
Prof. Dr. Peter Berlit, DGN-Generalsekretär, betont die Notwendigkeit, Einsatzkräfte besser zu schützen. „Die konsequente Verwendung von Schutzausrüstung kann dazu beitragen, die Entstehung von Demenzen vor dem 65. Lebensjahr zu verhindern. Es muss ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit geschaffen werden, und Rettungsdienste, Feuerwehren sowie spontan helfende Bürgerinnen und Bürger sollten entsprechend ausgestattet werden oder zumindest FFP2-Masken tragen. “