Ausreichend Energie und Nährstoffe stehen natürlich besonders im Fokus. „Aber bei Demenzerkrankten geht es noch um viel mehr. Hier sind regelmäßige Mahlzeiten zusätzlich auch für einen geregelten Tagesablauf wichtig und geben Sicherheit und eine Orientierung“, so Sophie Pekrun bei einem „Markt der Möglichkeiten” im Wissenschaftszentrum Kiel. Dort konnten sich Interessierte über „Demenz und Ernährung“ informieren. Organisiert hatten die Veranstaltung das Forum Pflegegesellschaft e.V. und die Vernetzungsstelle Seniorenernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Sektion Schleswig-Holstein (VSE SH) .
Essen beginnt im Mund und macht nur Spaß, wenn Mund und Zähne gesund sind, wie Dr. Martina Walther von der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein verdeutlichte. Zumal hier die erste Eintrittspforte für mögliche Keime liegt. Die ständige Pflege der Mundhöhle und ein gut sitzendes Gebiss seien dementsprechend wichtige Bausteine der Immunabwehr.
Bei vielen Erkrankten ändert sich der Geschmack
Die Auswahl der Lebensmittel und die Zubereitung von Speisen wird für diejenigen, die am Herd stehen, oft zur Herausforderung. Bei vielen Demenzerkrankten ändert sich der Geschmack. Bisher immer gerne gegessene Lieblingsgerichte werden von heute auf morgen abgelehnt, weil Bestandteile nicht mehr erkannt und z.B. die Erbsen plötzlich für giftig gehalten werden. „Manche mögen nur noch Speisen, die süß schmecken – da darf auch ruhig mal Zucker über den Fisch gestreut werden“, teilten die Veranstalter mit.
Häufig auftretende Unruhe und damit einhergehende hohe Aktivität erfordern reichlich Kalorien. Fingerfood, bei dem der an Demenz Erkrankte jederzeit zugreifen kann, sei hier ein probates Mittel – vor allem, wenn der Umgang mit Besteck nicht mehr gelingt.
Oft reicht „die normale Ernährung” nicht aus
Dr. Philipp Bergmann, Geriater am UKSH, sensibilisierte für das im Alter oft besorgniserregende Problem der Mangelernährung. Nicht selten vergessen die Erkrankten einfach zu essen. Im Vortrag der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein erhielten die Teilnehmer*innen unter anderem eine Übersicht günstiger und gesunder Sattmacher. Welche Mahlzeitengestaltung dabei hilft, damit Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalten, wusste Antje Holst vom Kompetenzzentrum Demenz eindrucksvoll zu erläutern. Oft reicht die „normale“ Ernährung nicht aus. Dementsprechend wurde an verschiedenen Ständen über besondere Möglichkeiten der Anreicherung von Speisen genauso wie über geeignetes Geschirr und Besteck für Menschen mit Einschränkungen informiert und beraten.
Gebogene Löffel, Teller mit hohem Rand, Tassen mit Nasenausschnitt sind nur einige Beispiele dafür. „Wenn die geliebte Tasse Kaffee aufgrund zunehmender Schluckstörungen immer wieder in der Luftröhre landet, kann über das Andicken des Getränkes die Schluckfähigkeit und damit auch ein großes Stück Lebensqualität wiederhergestellt werden“, so ein Tipp. Die Logopädin Jasmin Tovar zeigte Interessierten, welchen enormen Einfluss die Sitzposition auf das Schlucken hat. Zeigt die Lehne schräg nach hinten, ist der Kopf nach hinten gebeugt oder haben die Füße keinen festen Bodenkontakt, ist der Bissen deutlich schlechter zu schlucken. (rd)