Lou Andreas-Salomé : Lebe lieber ungewöhnlich …

Sie ist eine der ungewöhnlichsten Frauen der Kultur-und Geistesgeschichte – nun wurde das Leben von Lou Andreas-Salomé (geb. 1861 in St. Petersburg; gestorben 1937 in Göttingen) in Szene gesetzt. Die Berliner Autorin, Regisseurin und Filmproduzentin Cordula Kablitz-Post wählte die Biographie der Philosophin, der Schriftstellerin und Psychoanalytikerin für ihr Spielfilmdebüt.

Im Mittelpunkt steht Lou Salomés außergewöhnliches Verhältnis zu Männern. Prominenten Männern wohlgemerkt. Schon im Jugendlichenalter verfiel ihr der Philosophielehrer und verheiratete Pastor – in dem Zusammenhang wird eine möglicherweise traumatische Situation angedeutet.

Um als Ebenbürtige selbstbestimmt Philosophie zu studieren und in intellektuellen Kreisen zu verkehren und zu wirken, beschließt die Kämpferin, die schon mit 16 ihren Vater verlor, nicht zu heiraten und auf körperliche Liebe zu verzichten. Sie befreundet sich eng mit den Philosophen Paul Rée und Friedrich Nietzsche, weist aber beider Begehren und Heiratsanträge ab. 1887 willigt sie dann doch in eine Scheinehe mit dem 15 Jahre älteren Orientalisten Friedrich Carl Andreas ein, mit dem sie keine sexuelle, aber eine jahrzehntelange Beziehung führt. Ihr Mann tat sich mit der Haushälterin zusammen – das Kind aus dieser Beziehung setzte Salomé übrigens weit später und nach seinem Tod als ihre Haupterbin ein.

Sie selbst hielt sich auch nicht auf Dauer zurück. Salomé wird mit 36 Jahren Geliebte des 21 Jahre jungen Dichters Rainer Maria Rilke. Weitere Liebschaften und auch Reisen folgen. Die Verbindung mit dem Nervenarzt Poul Bjerre führt sie zu Freud, bei dem sie Psychoanalyse lernt, was Salomé später auch in eigener Praxis – der ersten psychoanalytischen Praxis Göttingens – anwendet. Lou Andreas-Salomé verfasste unzählige Schriften, Romane, Essays, philosophische und psychoanalytische Texte. Bekannt unter anderen: „Narzissmus als Doppelrichtung“. Sie nahm Teil an den Diskussionen über grundlegende Fragen der Zeit, war eine aufregende Intellektuelle und Denkerin, deren Werk aber hinter der außergewöhnlichen Lebensgeschichte eher verschwand. So ist es auch im Film. Anke Hinrichs (6/2016)

Lou Andreas-Salomé, geplanter Filmstart: 30. Juni.