Essstörungs-Diagnosen nehmen zu

Wurde 2010 in der Region Nordost noch bei rund 3.500 AOK-Versicherten eine psychogene Essstörung wie Bulimie, Magersucht oder Binge Eating (Ess-sucht) diagnostiziert, waren es 2016 schon über 6.100 Versicherte. Damit haben sich die Diagnosen innerhalb von sechs Jahren nordostweit fast verdoppelt, wobei hier vor allem die Entwicklung in Berlin zu Buche schlage: 2016 war dort die Diagnoserate mit 1,1 Prozent ungefähr doppelt so hoch wie in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Diese aktuellen Zahlen des Gesundheitswissenschaftlichen Instituts Nordost (GeWINO) der AOK Nordost teilte die Pressestelle der Krankenversicherung mit.
Es wird von einer um einiges höheren Dunkelziffer ausgegangen, da lediglich Personen erfasst werden können, die zum Arzt gehen. Dem hohen Anstieg stehe eine geringe Inanspruchnahme von psychotherapeutischen Behandlungen gegenüber. Die Auswertung ergab, dass sich nur rund zehn Prozent der ca. 5.000 Versicherten mit einer zwischen 2012 und 2014 neu festgestellten psychogenen Essstörung innerhalb von drei Jahren nach der Diagnose psychotherapeutisch behandeln ließen. Und: Die Bereitschaft, sich in Behandlung zu begeben, nehme mit fortschreitender Krankheitsdauer deutlich ab – was die Bedeutung von Frühinterventionen unterstreicht.
Die GeWINO-Zahlen zeigen außerdem ein starkes Stadt-Land-Gefälle. Überrascht habe zudem der hohe Anteil diagnostizierter Essstörungen bei 35- bis 54-jährigen AOK-Versicherten. „Hier könnte es sich zum Teil um chronische Fälle handeln, die jetzt auch in höheren Altersgruppen erkannt und diagnostiziert werden“, sagt GeWINO- Versorgungsforscher Dr. Jan Breitkreuz.